Liebe Freunde und Unterstützer,
die Jahreslosung 2022 der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen stammt aus dem Johannesevangelium und ist eine wunderschöne Überschrift auch für die Arbeit von Hilfswerk Lebensbrot in diesem Jahr. Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Joh. 6,17. Bei Gott haben wir immer einen Platz und dies gilt auch für Menschen am Rande der Gesellschaft, Menschen mit Beeinträchtigungen oder Kinder, die von ihren Eltern verlassen wurden. Sie sind bei ihm willkommen. Von dieser Barmherzigkeit Gottes motiviert, haben unsere Mitarbeiter in Rumänien und Moldawien vielen Menschen Wertschätzung, Liebe, Therapie und praktische Hilfe geschenkt.
Metro Ministries
Die Hausaufgabenhilfe, ein wichtiges Angebot für Kinder aus bildungsfernen Familien, wurde weitergeführt. Auch im Kindergarten erhielten Kinder aus Romafamilien wertvolle frühkindliche Bildung. Sie lernen Fertigkeiten wie Malen oder Zählen. Dies sind wichtige Vorbereitungen für die Grundschule. Einige der Kinder kommen aus der Romasiedlung Albești. Dort ist ein sozialer Brennpunkt; es gibt kein fließend Wasser, Strom oder Heizung. Die wenigsten der Kinder besuchen eine Schule. Metro Ministries hat hier ein Haus gekauft und teilweise renoviert. Dieses Kinder- und Jugendzentrum wurde Okt 2020 eröffnet. 40 Kinder zwischen 10 und 17 Jahren, die entweder die Schule abgebrochen haben oder nie zur Schule gegangen sind, erhalten hier individuelle Förderung. Ziel ist, sie in eine Schule integrieren zu können. Neben Lesen und Schreiben werden auch die Grundlagen der Körperpflege, christliche Werte und Sozialkompetenzen vermittelt. Es braucht noch Handwerker und Gelder für die weitere Renovierung des Jugendzentrums in Albești sowie für das Haupthaus in Sighisoara. Bei Spenden bitte den Vermerk „Renovierung Metro Ministries“ angeben.
Haus des Lichts – Kinder mit Beeinträchtigungen professionell fördern
Ein wichtiges Ereignis war die Leitungsübertragung der therapeutischen Arbeit von unserem Partnerverein „Pentru Familia Crestina“ in die Hände des Vereines „Viata are Sens“ („Sinnvolles Leben“). Dieser Verein wurde von den Eltern der Kinder und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen gegründet.
14 rumänische Mitarbeiter kümmern sich um die unterschiedlichen Therapien, die Verwaltung und Leitung der Arbeit im Haus des Lichts. Inzwischen sind es mehr als 40 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die in der Tagesstätte bzw. in Beschäftigungstherapie regelmäßig betreut werden. Die Gruppe der jungen Erwachsenen wurde größer und auch sind fünf neue Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und 4,5 Jahren zur Frühförderung aufgenommen worden.
Wie solch eine Förderung praktisch aussieht, wollen wir durch den folgenden Einblick in das Leben eines dreijährigen Jungen veranschaulichen:
Die Eltern von Denis (Name wurde geändert) waren verzweifelt als sie feststellten, dass Denis „anders“ ist.
Als er drei Jahre alt war, kamen sie in der Hoffnung, dass er seine Entwicklungsrückstände aufholen könnte. Sie wünschten sich für ihren kleinen Sohn, dass er auch kommunizieren und zum Beispiel seine Eltern mit „Mama“ und „Papa“ ansprechen lernt, dass er Fragen stellt über Gott und die Welt und auch sein Umfeld wahrnimmt. Doch Denis konnte sich bestimmte altersgerechte Fertigkeiten nicht aneignen und es war schwierig, ihn in eine Gemeinschaft zu integrieren. Er wurde in ein umfangreiches therapeutisches Programm aufgenommen. Er konnte Angebote der Psychopädagogik, Logopädie, Psychologie, Physiotherapie sowie der Gruppenarbeit wahrnehmen. Dabei wurde speziell für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten konzipiertes Lernmaterial mit Erfolg eingesetzt. Es ist begeisternd zu sehen, wie Denis sich schrittweise entwickelt hat. Er kann nun seine Wünsche und Bedürfnisse sowie einige Gefühle verbal ausdrücken. Er äußert sich mit wenigen Kommentaren und sagt kurze Gedichte auf. Es ist für die Eltern, ein großer Lichtblick, dass er „Mama“ und „Papa“ sagen kann. Inzwischen kann er mit Regeln viel besser umgehen, nimmt andere Menschen bewusst wahr und empfindet Empathie.
Jedes Kind hat seinen Entwicklungsrhythmus und strebt nach der Entfaltung seiner Persönlichkeit und Potentiale. Daher ist es wichtig, die Kinder in ihren unterschiedlichen Lebenswelten mit ihren individuellen Entwicklungsgeschichten, ihren Handicaps und Lebensbiografien zu begleiten und zu unterstützen. Hierbei bringen die Mitarbeiter viel Liebe und Geduld, fachliche Kompetenzen und emotionale Nähe ein, um Kinder wie Denis zu fördern.
Seit August haben wir Verstärkung im Team. Sabrina Peters (links) ist aus Deutschland gekommen und hat den hauswirtschaftlichen Teil übernommen. Nun wird die Küche besser genutzt und ihr Wunsch ist, mit den Jugendlichen öfter mal zu kochen.
Die Therapiefarm ist weiterhin ein beliebter Ausflugsort für die Kinder und vor allem für die Jugendlichen. Wenn das Wetter und der Zustand der Straße es erlaubten, wurde oft hinausgefahren und die Möglichkeiten der Aktivitäten im Freien ausgenutzt. Dank der Arbeit von Felix Meinel wurde eine Mitarbeiterwohnung auf der Farm ausgebaut und Spielgeräte errichtet.
Pflegefamilien
Viele der „Kinder“ sind inzwischen erwachsen, machen eine Ausbildung oder habe selbst Familie gegründet. Nur noch fünf Kinder sind in Pflegefamilien. Jedes hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Weg. Die Unterstützung dieser Pflegefamilien ist immer noch wichtig, denn sie leisten im Alltag wichtige Erziehungsarbeit.
Moldawien – besser ein Licht anzünden, als über die Dunkelheit jammern
In Cahul, Moldawien, unterstützten wir 2021 das Sozialzentrum „Pro Lumina“ (Für das Licht) von Ehepaar Dinca. Sie kümmern sich sowohl um Kinder aus Randgruppen als auch um ältere, einsame, blinde und sozial benachteiligte Menschen. Karitative Arbeit und christliche Verkündigung gehen Hand in Hand. Es gibt beispielsweise ein kostenloses Mittagessen für 30 Kinder in einer Schule. Zusätzlich werden ältere Menschen zweimal die Woche mit Essen und anderer praktischer Unterstützung versorgt. Auch ein Seniorenheim wird gerade gebaut. Es gibt sehr viele verarmte Senioren, die am Rand der Gesellschaft stehen und kaum staatliche Hilfe erhalten. In der Corona Pandemie haben die Mitarbeiter kurzerhand das Cateringprojekt ausgeweitet und Mittagessen für die Ärzte und Krankenschwestern des Krankenhauses für Infektionskrankheiten und des Testzentrums angeboten, denn dort gibt es keine Kantine. Dadurch wurden sie schnell bei den Behörden positiv wahrgenommen.
In den Hindernissen, die sich ihnen in den Weg stellten, suchten sie nach neuen Möglichkeiten des Dienens.
Mögen wir uns im neuen Jahr von dieser Haltung inspirieren lassen.
Vielen Dank für alle Unterstützung in 2021
Elke und Edgar Feld, Kristina Knöll und Kuno Weiss